Berlin wird wieder Berlin. Das ist die Kurzformel einer Sternstunde des Parlaments in Bonn. Vor genau 30 Jahren diskutierte der Bundestag zwölf Stunden lang über nur ein einziges Thema: Wo ist die neue deutsche Hauptstadt?
Damals gab es nur zwei Anträge: Der eine von Norbert Blüm mit der Bonn-Lösung, der andere von Wolfgang Thierse mit dem Votum für Berlin. Das Ergebnis, das am Abend die damalige Parlamentspräsidentin Rita Süssmuth verkündete, kam für viele dann doch überraschend. 338 Abgeordnete stimmten für Berlin, gerade mal 18 mehr als notwendig waren. 320 Abgeordnete votierten für Bonn. Es gab eine Enthaltung und eine ungültige Stimme.
Zu Beginn standen die Chancen für Bonn gut. Die deutsche Einheit war gerade ein paar Monate her. Zwar warfen sich politische Schwergewichte wie Kanzler Helmuth Kohl, Außenminister Hans-Dietrich Genscher und SPD-Chef Willy Brandt pro Berlin in die Waagschale. Aber Jahrzehnte Tradition standen dagegen. Und natürlich viel, viel Gefühl.
Bonn war 1991 geschockt. Für so manchen Beobachter hatte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble die gedankliche Wende gebracht. In seiner Rede betonte er: „Von der Luftbrücke über den 17. Juni bis zum Mauerbau 1961 bis zum 9. November 1989 und 3. Oktober 1990 – das Symbol für die Einheit und Freiheit und Demokratie und Rechtsstaatlichkeit für das ganze Deutschland war immer Berlin.“ Wie keine andere Stadt, wohl wahr.