Tegel: Und tschüss!

Jetzt ist Tegel Geschichte. Nach 60 Jahren regulären Betriebs schliesst dieser Airport – und Berlin verliert nach Tempelhof seinen letzten innerstädtischen Flughafen. Künftig wird die deutsche Hauptstadt einzig und allein über Schönefeld erreichbar sein. Aus THF, TXL und SXF wird nun der BER.

Die letzte reguläre Maschine, die Tegel verlässt, ist ein Eurowings-Airbus A319. Wir sind mit an Bord, als der Flieger – der noch durch die „Tränendusche“ der Flughafenfeuerwehr ging – dann um 23:18 Uhr von der TXL-Startbahn abhebt.

 

Am 8. November ist noch ein Sonderflug einer Air-France-Maschine von Tegel aus geplant, dann wird der Flugbetrieb endgültig eingestellt. Dieser Sonderflug ist eine Referenz an die französische Airline, die am 2. Januar 1960 den ersten Linienflug nach Tegel startete, weil der einzige Westberliner Flughafen Tempelhof zu klein wurde.

Noch ein letztes Mal können wir vom Rollfeld aus auf den markanten Tegel-Tower blicken. Hier fertigt ein Fluglotse den Flug EW5239 ab – und geht, wie wir während des Fluges hören, mit diesem historischen Ereignis nach 31 Jahren in Rente.

 

Entworfen wurde der Flughafen Tegel, der später zur Blaupause zahlreicher Airports weltweit wurde, übrigens von drei jungen Architekten – Meinhard von Gerkan, Volkwin Marg und Klaus Nickels. Und noch ein Novum: Pünktlich wurde der neue Airport nach nur fünfjähriger Bauzeit am 1. November 1974 eröffnet. Und das sogar unterhalb des veranschlagten Budgets.

Ein letztes Mal können die Berliner durch „ihren“ Flughafen gehen, vorbei an leeren Geschäften und für immer geschlossenen Gates. Da kommt schon etwas Wehmut auf. Aber es ist bei weitem nicht so schlimm wie bei der Schließung von Tempelhof. Und auch manch Stimme ist zu hören, die sich nach Jahrzehnten auf stille Nächte ohne Fluglärm freut.

 

Tegel ist ein architektonisches Kleinod gewesen, ein Flughafen mit Stil, Charme und Ideen. Allein das Abfertigungsgebäude in Form eines Hexagon, an dem Flugzeuge über vierzehn Flugsteige direkt andocken konnten, war nicht nur beeindruckend, sondern sicherte über die Zufahrt im Innenring auch einen nicht einmal 20 Meter langen Weg vom Taxi zum Flugsteig.

Nun gehen in Tegel für immer die Lichter am Flughafen aus. Ein letzter Trost: Für die kommenden sechs Monate wird der Airport theoretisch noch offen sein, weil ein funktionierender Ersatz für den BER gebraucht werden könnte. Aber am 4. Mai 2021 ist endgültig Schluss mit dem Konjunktiv.

 

Ja, die Eröffnung von Schönefeld als gemeinsamer Hauptstadtflughafen wurde seit Oktober 2011 schon sieben Mal verschoben. Aber jetzt steht der BER. Und der einst für gerade mal 2,5 Millionen Passagiere jährlich geplante Flughafen Tegel verabschiedet sich.

Danke Tegel – du mein nahes Tor zur weiten Welt. Ich war einer der mehr als 20 Millionen Passagiere pro Jahr, die hier in Berlin ankamen oder abflogen. Mehr als 150 Mal in den vergangenen Jahrzehnten. Mir wirst du sicherlich fehlen.
andre
Es muss nicht immer Paris, Rom oder Moskau sein. Auch Berlin ist reich an unentdeckten Ecken, ständig in Bewegung und fantastisch anzuschauen. Einfach die schönste Stadt im Erdenkreis.

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