Jörg Braunsdorf ist Buchhändler aus Passion. Fast zehn Jahre betrieb er eine Buchhandlung im Auswärtigen Amt. Jetzt hat er in der Tucholskystrasse „seine Buchhandlung“ gefunden: Tucholsky. Dieser sagte mal: „Sprache ist eine Waffe. Haltet sie scharf.“ So lädt Braunsdorf seit längerem zu Sonntags-Matineen ein – diesmal mit dem früheren russischen Botschafter Jewgeni Schmagin.
„Meine Botschaft“ lautet der Titel des Buches, das im Russischen „Im Dauerlauf über die Stufen des Außenministeriums“ heißt. „Ein wunderbares Panorama der Erinnerung von der Sowjetunion bis hin ins heutige Russland“, sagt der Geschäftsführer des Ost-Ausschusses, Michael Harms, bei der Buchvorstellung,
Schmagin selbst beschreibt diese Zeit lieber als Periode des Aufbruchs. Die Russen haben dafür ein Wort: „Pojechali“. Was soviel bedeutet wie: Los geht’s. Eigentlich, so der Diplomat, bezeichnet das Wort grammatikalisch die Vergangengeit. Und blickt inhaltlich zugleich in die Zukunft. „So ist das wohl mit den Russen: Wir verbinden ‚Zurück in die Zukunft‘ mit ‚Vorwärts in die Vergangenheit‘.“
Zuletzt ruft Schmagin noch zu einem Besuch von Gifhorn auf, wo bei Hannover eine russisch-orthodoxe Kirche steht. 27 Meter hoch, aus Lärchenholz und ganz ohne einen einzigen Nagel. Ein Symbol für Russland mitten in Deutschland und für mehr als drei Jahrhunderte enge Verbindung beider Länder. Auch wenn davon momentan wenig zu spüren ist.