Seit einem halben Jahr ist Sigmar Gabriel nicht mehr Vizekanzler. Und hatte sich in die politische Schmollecke zurückgezogen. Jetzt läuft er wieder zur Höchstform auf. Bei der Buchvorstellung des Herder-Verlags „Wir verstehen die Welt nicht mehr“ las er der politischen Elite die Leviten.
Der Tenor von Gabriel ist einfach: Moral muss man sich leisten können. „Wir tun etwas, was moralisch richtig ist, und wundern uns, dass uns andere nicht folgen.“ Und fragt zugleich: „Ist es eine kluge Idee, dass wir auch moralischer Führer sein wollen?“
Da möchte man antworten, eher nicht – solange wir nicht die Frage nach unseren geostrategischen Interessen geklärt haben. Oder um es mit dem Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolgang Ischinger, zu sagen: „Deutschland sollte seine Sicherheitsinteressen selber definieren – anhand der konkreten Gefahrenlage, und sich nicht an international festgelegten Punkten orientieren.“