Reden zum Tag der Deutschen Einheit haben immer viel Pathetisches und Staatstragendes. Diesmal ist es anders. Denn Angela Merkel hält die letzte große Rede ihrer 16-jährigen Amtszeit. Und sie nutzt die Chance.
Diese Rede wird wohl als „Ballast-Rede“ in die Geschichte eingehen. Denn erstmals zeigt sich Merkel als Ostdeutsche – mit all den Problemen, die diese Biografie mit sich bringt. Und fragt, was daran eigentlich „Ballast“ sei? Ist wirklich eine ganze Biografie nichts mehr wert? Müssen alle Erfahrungen als „Ballast“ entsorgt werden? Gute Fragen. Nur, wäre diese Rede nicht schon viel eher fällig gewesen?
„Seit neugierig aufeinander, erzählt einander eure Geschichte und haltet Unterschiede aus!“, mahnt die scheidende Regierungschefin. Und fordert Respekt vor den jeweiligen Biografien und Erfahrungen. Am Ende stehen die rund 340 Ehrengäste und spenden der Kanzlerin langen, langen Applaus.
Eines ist diesmal noch anders: Das bis 2019 übliche Bürgerfest mit Zehntausenden Besuchern fehlte wegen der immer noch gelten die Corona-Einschränkungen. Und so startet als Ersatz für das Feuerwerk am Abend ein Drohnen-Multimedia-Projekt. Und das in einem Land, das die Digitalisierung fast zu verschlafen scheint. Vielleicht auch ein Lichtblick.