Den Menschen im Mittelpunkt stellen – was Parteien heute versprechen, ist für die Stiftung Neue Synagoge Berlin etwas Selbstverständliches. Im einst größten jüdischen Gotteshaus Europas erzählt Leon „Henry“ Schwarzbaum den rund 250 Gästen aus seinem eigenen, unglaublichen Leben.
Mehr als sechs Millionen Juden wurden im Zweiten Weltkrieg ermordet – über die Hälfte der damaligen jüdischen Weltbevölkerung, betont Schwarzbaum. Es ist, so formuliert es der Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, „deutsche Schuld und deutsche Verantwortung“.
In Auschwitz war Schwarzbaum Zeuge, wie die fast 3.000 verbliebenen Sinti und Roma ermordet wurden. „Wir werden heute Zeugen von Zeitzeugen“, sagt die Direktorin der Stiftung Neue Synagoge. Und kurz darauf fragt der heute fast 97-Jährige: „Ich möchte immer noch wissen, warum damals so viele mitgelaufen sind?“
Schwarzbaum erzählt mit erstaunlich klarer, zuweilen auch fast brechender Stimme von dem Leid und davon, dass 35 seiner Familienmitglieder von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Anne Will, die den Abend moderiert, greift die Worte des jüdischen Zeitzeugen auf, der sagt: „Es gibt kein Verzeihen oder gar Vergebung“.