Adé Spiegelsaal

Die letzte Schwof-Ruine in Berlins Mitte entschwindet. Nur noch ein paar Veranstaltungen in Clärchens Ballhaus, dann wird das kriegsgeschädigte Gebäude wegen Sanierung geschlossen. Und mit ihm auch der alte, weit über die Grenzen der Hauptstadt hinaus bekannte Spiegelsaal.

Auch Sing dela Sing, die wunderschöne Veranstaltung mit dem gemeinsamen Singen, verabschiedet sich. Zur mittlerweile 34. Auflage kamen mehr als 400 Menschen, sangen lauthals und waren zutiefst angetan.

 

Es ist auch eine einmalige Umgebung. Was dieses Kleinod auszeichnet, ist sein original erhaltener Zustand mit den alten Riesenspiegeln, der Stuckdecke und den Reliefs sowie einer schattigen Loge, die über allem thront. Hier sind bisher die Spuren zweier Kriege unübersehbar.

Auch fast 75 Jahre nach Kriegsende tragen die Spiegel, die dieser versteckten Schönheit ihren Namen gaben, ihre Brandnarben. Jahrzehntelang war der Ort in Vergessenheit geraten. Dann erstrahlte er wieder im alten Glanz. Alt im wahrsten Sinne des Wortes.

 

Wann das Gebäude errichtet wurde, weiß niemand so genau – sämtliche Bauakten gingen in den Kriegswirren verloren. Verbürgt ist nur, dass Heinrich Zille gleich neben der Theke einen Stammplatz hatte, an dem er saß, trank und zeichnete. Und Otto Dix malte das Plakat, das noch heute für die Werbung des Lokals verwendet wird.

Jetzt ist Schluss. Ein letzter Blick auf den Eingang zum Ballhaus, das wohl für Jahre seine Pforten schließt. Und nachher wird nichts mehr so sein wie früher.

 

Nun heißt es, auf die Sanierung warten. Ab 2020 werden Lokal, Aufgänge und eben der historische Spiegelsaal mehr als nur aufgehübscht. Wie, ist offen. Doch eines ist jetzt schon klar: Berlin wird um eine kleine „Attraktion des Morbiden“ ärmer sein.

andre
Es muss nicht immer Paris, Rom oder Moskau sein. Auch Berlin ist reich an unentdeckten Ecken, ständig in Bewegung und fantastisch anzuschauen. Einfach die schönste Stadt im Erdenkreis.

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