Knapp ein Jahrzehnt war die Friedrichswerdersche Kirche in Berlins Mitte geschlossen. Denn seit den Bauarbeiten in der Nachbarschaft rieselte der Putz, zeigten sich immer größere Risse in dem von Schinkel entworfenen Bauwerk. Für ein paar Stunden öffnete das Museum nun seine Pforten.
Schinkel wollte ursprünglich eine große gotische Kirche als Symbol für die Utopie „ein Kaiser gleich ein Land“ errichten. Als in Wien nach der Niederlage Napoleons 1815 die Neuordnung Europas beschlossen wurde, verzichtete er auf die architektonische Formel „Gotik gleich ein geeintes Reich“.
Auf Empfehlung Kronprinz erstellte Schinkel zunächst vier Entwürfe, einer davon mit sechs Türmen. Aber letztendlich war es eine Geldfrage. Genommen wurde der billigste Entwurf mit zwei Türmen. Und gearbeitet wurde nicht mit Sandstein, sondern mit Putz, der so bemalt wurde.
Nach ihrer Fertigstellung war die Kirche zunächst als Sakralbau von der deutschen und der französischen Gemeinde genutzt worden. Im Zweiten Weltkrieg zerstört, wurde sie 1987 nach umfangreicher Sanierung zu DDR-Zeiten als Schinkelmuseum wiedereröffnet.
Im Januar 2020 war die einstige Kirche erstmals wieder seit 2012 zu besichtigen. Ab September soll hier wieder eine Skulpturenausstellung einziehen. Gezeigt werden dann Werke von der Schinkel-Zeit bis zum Kaiserreich, darunter von Johann Gottfried Schadow, Christian Daniel Rauch und Friedrich Tieck.