Kaiser Wilhelm II. nannte ihn einst verächtlich nur das „Reichsaffenhaus“ – den 1894 eingeweihten Wallot-Bau, eine Kombination aus italienischer Hochrenaissance und Barock. Doch erregte nicht das Parlament sein Missfallen, sondern die Kuppel aus Stahl und Glas. Sie war für KWII der „Gipfel der Geschmacklosigkeit“, weil sie mit 75 Metern höher war als die Kuppel des Berliner Stadtschlosses mit ihren 67 Metern.
Jetzt hat der Reichstag wieder eine Kuppel. Und offiziell heißt es korrekterweise: Der Deutsche Bundestag im Reichstagsgebäude. Denn lange tat sich die Politi schwer mit dem Begriff „Reichstag“. Stand er doch für die nicht wirklich demokratischen Prinzipien des Kaiserreiches sowie für das unrühmliche Ende der Weimarer Republik. Heute prangen stolz am Hauptportal die Lettern: „DEM DEUTSCHEN VOLKE“.
2016 feiern wir übrigens ein Vierteljahrhundert Umzugsentscheid. Am 20. Juni 1991 beschloss der Deutsche Bundestag, Parlament und Regierung nach Berlin zu verlegen.